dann mache ich mal den Anfang im neuen Lauscher Bereich. Obwohl ich mit meinem kleinen Artikel relativ zufrieden bin, möchte ich ihn doch auch zur Diskussion freistellen. Ich habe bewußt (auch damit es nicht zu lang wird) einige Dinge ausgelassen, wie beispielsweise Benjamin Disreali und seine Politik. Vielleicht habt ihr ja Lust Personen und Ereignisse, die ihr vermisst und die euch wichtig erscheinen hinzuzufügen und/oder über die Rezeption des Viktorianischen Zeitalters zu diskutieren.
Viktorianisches Zeitalter
Als das „Viktorianische Zeitalter“ bezeichnen wir im Allgemeinen den Zeitabschnitt der britischen Geschichte, in welchem Königin Viktoria (24.5.1819 bis 22.1.1901) regierte. Da sie bereits im Alter von nur 18 Jahren den Thron bestieg umfasst dieser Zeitabschnitt die Jahre von 1837 bis 1901 und ist damit Teil eines Zeitabschnittes der gerne in der Geschichtswissenschaft als „Das lange 19. Jahrhundert“ bezeichnet wird. Innerhalb der Regierungszeit von Königin Viktoria kam es nicht nur zu einer Rückbesinnung auf traditionelle, moralische Werte, sondern es fanden auch gesellschaftliche Umbrüche statt, welche richtungsweisend für die heutige, britische Gesellschaft waren.
Wirtschaft
Bedingt durch die industrielle Revolution wird England die führende Wirtschaftsmacht des 19. Jahrhunderts. In keiner anderen europäischen Nation vollzieht sich der Wandel von protoindustriellen Tätigkeiten zu industrieller Fertigung schneller. Die Bedeutung der Industrie und mit ihr die der Großindustriellen und Politiker löst die des Adels und des Königshauses ab und der Adel verliert immer mehr an Einfluss. Die Funktion des Königshauses gleicht immer mehr der repräsentativen Funktion, wie wir sie aus der heutigen Zeit kennen. Die Bevölkerungszahl Großbritanniens verdoppelte sich von 1830 bis 1901 trotz hoher Auswandererzahlen von 24 auf 41,5 Millionen. Den enorm ansteigenden Nahrungsmittelbedarf für so viele Menschen deckte man durch Exporte industrieller Güter und Importe von Nahrungsmitteln und Rohstoffen. Trotzdem kam es zu Hungersnöten, wie etwa 1845 (durch die Kartoffelfäule). Dementsprechend lebensnotwendig wurde die Idee des Freihandels und damit der Abbau von Schutzzöllen. Bereits vorhandene demokratische Institutionen wie Pressefreiheit, Parteien und Parlament, sowie geschickte Wahlrechtsreformen verhindern durch Verelendung mit ausgelöste, revolutionäre Entwicklungen wie etwa die deutsche 1848 Revolution in England. Trotz vieler offenkundiger Missstände (etwa 2/3 der Bevölkerung gehören zu Unterschicht) glaubten selbst die Arbeiter, ihre Interessen innerhalb des vorhandenen Gesellschaftssystems durchsetzen zu können.
Imperialismus
Die Industrie benötigte ab 1850 immer mehr Rohstoffe. Vor allem Deutschland (nach 1871) und die Vereinigten Staaten entwickelten zu Konkurrenten, die ähnliche Märkte erschließen wollen. Weiterhin entwickelten die puritanischen Viktorianer ein Sendungsbewusstsein und damit einen Missionsgedanken („Macht die Welt zu England“). Unter Einsatz des Militärs wurden deshalb zunehmend Länder zu Kolonien gemacht, deren Rohstoffe und Märkte man kontrollieren wollte. Damit sollten bestehende Handelsbeziehungen gesichert (zum Beispiel Indien und Hongkong) oder wachsende Rohstoffnachfragen befriedigt werden (Afrika). Die Idee des Imperialismus ist unter den führenden Nationen der damaligen Zeit so akzeptiert, dass niemand an ihrer Rechtmäßigkeit zweifelt, auch als es zu blutigen Auseinandersetzungen kommt (Burenkrieg, Entwicklung von Concentration Camps zur gezielten Tötung). Dass Englisch bis heute als Weltsprache Nummer Eins gilt, ist sicher eine Spätfolge des englischen Imperialismus.
Zucht und Ordnung
Die Deportation von Strafgefangenen nach Australien wurde 1867 vollständig abgeschafft, hatte aber schon vorher abgenommen. In der Folge übernahm der Staat die Verwaltung von fünf Gefängnissen. Die Strafmaße blieben lange Zeit hart. 1833 verurteilte das „Old Bailey“ einen neunjährigen Jungen zum Tode, weil er Sachen im Wert von Twopence gestohlen hatte. Harte Strafen gegen Kinder waren im Viktorianischen Zeitalter keine Seltenheit. 1862 befanden sich 11749 Kinder und Jugendliche in britischen Gefängnissen. Die Freiheitsstrafe für unbeglichene Geldschuld etwa wurde erst 1869 aufgehoben. Jedoch reformierte sich das Strafrecht fortlaufend. Nach 1838 wurde nur noch für Mord und Mordversuch gehenkt, wenngleich öffentliche Hinrichtungen noch bis 1868 verbreitet waren.
Rezeption
Wenn wir heute an das Viktorianische Zeitalter denken, dann betrachten wir es oft als eine Blütezeit in England, da die Industrialisierung Chancen eröffnete. In der Kunst, Literatur und in Medien wird das Viktorianische Zeitalter oft unter dem Aspekt der Sittenstrenge, aber auch der überall auf der Welt aufkeimenden, spiritistischen Bewegungen betrachtet. Gleichzeitig werden mit dem Viktorianischen Zeitalter oft die gotisch anmutenden Gebäude Londons verbunden. Ein kleiner Exkurs zum Schluss: Der Familienname von Königin Viktoria war noch nicht Windsor. Diesen Namen nahm das englische Königshaus erst im ersten Weltkrieg an. Viktoria hatte Albert von Sachsen-Coburg-Gotha geheiratet und trug selbstverständlich seinen Namen.
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