Puh.. das ist wirklich schwer, 10 sind sehr wenig, wenn ich auf die Menge an Hörspielen zurückdenke, die ich bereits gehört habe und die mir sehr gefallen haben.
Ich mach es am besten nach abgeschlossener Handlung. Caine, Gabriel Burns und Schwarze Sonne sind für mich z.B. zusammenhängend zu betrachten, weil eine einzelne Folge für sich bei mir keinen besonders hohen Stellenwert bislang hat. Dafür bauen sie einfach zu stark aufeinander auf. Bei den drei Fragezeichen oder John Sinclair kann ich das ruhigen Gewissens wiederum tun, weil deren Folgen sind weitestgehend in sich geschlossen und mit einem eher losen Oberbau versehen. Daher bitte ich, mir das ein wenig nachzusehen, wenn ich das etwas durcheinander handhabe. Interessanterweise hab ich auf heutige Hörspiele eine viel rationalere Sicht, während ich auf meine frühen Hörspiele ausschließlich emotional reagiere.
Für alle genannten Produkte gilt prinzipiell, sofern nicht anders erwähnt, daß sie sowohl was Abmischung, als auch was Sprecherauswahl angeht, imho einwandfrei produziert sind. Bei sowas bin ich penibel.
1. Die drei Fragezeichen und der heimliche Hehler.Ist einfach meine Lieblingsfolge. Ich mag prinzipiell alle bis einschl. 40 und einen Großteil der 10 folgenden. Aber wenn ich eine hervorheben müsste, wäre es der heimliche Hehler, weit vor Phantomsee, Perlenvögel oder dem tanzenden Teufel.
SPOILER: zum lesen Text markieren |
Mich hat einfach diese Vorstellung von dem luxuriösen Hotel, das über eine geheime Tür mit der Kunstgalerie verbunden ist und wo Kunstschätze verborgen sind, wahnsinnig fasziniert. Auch wie die drei durch das alte, ehrwürdige Gebäude klettern und dem Geheimnis auf den Grund gehen, fand ich toll. Außerdem wirkte es stellenweise echt bedrohlich. Wenn ich an den toten Hund in der Mülltonne denke. Wir haben selbst immer Hunde gehabt und ein toter Hund ist für mich daher immer eine ernste Sache. Das machte die Folge für mich immer erwachsener als die meisten anderen, wo's ja doch nie wirklich bedrohlich wurde, sondern maximal Leute erschreckt wurden. |
2. CaineIch mag Fantasy, ich mag SciFi, ich mag bitterbösen Humor. Ja, ich stehe auf Sarkasmus und Zynismus, es kann niemals schwarz genug sein. Caine bedient das alles und darum liebe ich es. Es ist einfach anders, als das, was man sonst zu hören bekommt. Mir fiele zumindest nichts Vergleichbares ein. Und sowas liebe ich noch mehr als alles andere. Mediumübergreifend kann man es noch mit Filmen von Tarrantino und Rodriguez vergleichen. Es ist einfach aber auch Erwachsenen-Unterhaltung, die sich nicht den gängigen Konventionen der Geschichtenerzählung beugt. Caine ist sperrig, Caine ist trashig, Caine ist ein Anti-Held. Kurzum, Caine ist Kult. Mit Torsten Michaelis hat Günter Merlau dann auch noch die perfekte Stimme gefunden, denn der ist für mich allein schon wegen seiner Synchronarbeit für Wesley Snipes in der Kategorie "coole Sau" abgelegt. Was ich erzähl-technisch so interessant finde, ist die Art, wie Caine einerseits als distanzierter Ich-Erzähler und andererseits als in die Handlung eingebettete Person soundtechnisch eingebunden wurde. Das finde ich irgendwie phänomenal, wie er so kalt nüchtern erzählt, während man etwas leiser im Hintergrund die ablaufende Handlung weiterlaufen hört. Teilweise durch ihre Aufregung auch vollkommen im Kontrast zu dem äußerst gelassenen Caine-Erzähler. Und natürlich die gesamte Erzählstruktur an sich, das Aufbrechen der starren Trennung von Off-Kommentaren und eigentlicher Handlung. Das hab ich in dieser Konsequenz so noch nicht zu hören bekommen (was nicht heißt, daß es sowas nicht auch an anderer Stelle gäbe).
Und dann der Kartaan-Sprecher. Was für ein Tier. Ich glaub, selten hat jemand einem Psychopathen so glaubhaft stimmlich wiedergegeben. So muss für mich ein richtiger Psychopath klingen. Willenstark, mit richtig fieser Lache und einer ungeheuren Bandbreite bei der Stimmfärbung, von brutal bis hinterhältig-lieblich. Die Dialoge zwischen Kartaan und Caine sind dazu auch einfach gut geschrieben, für mich persönlich der Höhepunkt jeder Folge. Also Hut ab an den Dialogschreiber.
3. Gabriel BurnsDiese Serie ist sehr bildlich und kommt dem Hörkino sehr nahe. Es nutzt das Medium perfekt aus. Im Gegensatz zum Film muss man sich noch das drumherum dazu denken. Das ist viel nachhaltiger als ein Horrorstreifen, weil sich bis auf die Dialoge und die Beschreibungen alles in meiner Fantasy abspielt. Die schlimmsten Vorstellungen sind immer noch die eigenen Hirngespinste, nicht die ausgelutschten Zombiefressen von Resident Evil. Manche kennen das vielleicht auch vom Pen&Paper-Rollenspiel im Vergleich zu PC-Spielen. Der Soundtrack unterstreicht das ganze dazu sehr lautmalerisch und beweist wiedereinmal, daß klassische Scores stimmungstechnisch ungeschlagen sind. Man nimmt sie kaum war, aber sie beeinflußen die Wahrnehmung.
4. Star Wars Hierbei meine ich die alten Hörspiele zur ersten Trilogie, die es heute gar nicht mehr gibt und die ich leider auch nirgends mehr so richtig auftreiben konnte. Es waren Hörspiele, die hauptsächlich Soundschnippsel aus dem Film verwendeten und dann mit Hilfe eines Erzählers die wichtigsten Dinge erklärte. Ich war auch noch sehr jung, als ich diese Hörspiele bei meinem Bruder mitgehört habe. Wahrscheinlich kannte ich die Hörspiele sogar vor den Filmen. Die erste Star Wars Trilogie ist erwiesenermaßen eine geniale Sache, aber auch hier hat sich das Hören deutlich stärker eingeprägt als das Sehen. Ich habe heute noch die zwei Stellen besonders im Ohr: Episode IV, die Stelle in der Müllpresse, wenn Luke verzweifelt versucht C3PO zu erreichen, damit er die Müllpressen abstellt. Und die Stelle in Episode V, als Luke die Wahrheit über Vader / seinen Vater erfährt. Ich glaub, niemand konnte so gut so voller Verzweiflung schreien, wie der Synchronsprecher von Mark Hamill. Als Kind hat mich das ziemlich berührt und ich krieg heute noch eine Gänsehaut an diesen Stellen.
5. TronIch kannte den Film bis vor 5 Jahren gar nicht, aber die Hörspiele. Auch hier, wie bei Star Wars, Ausschnitte aus dem Film mit Erzähler unterlegt. Wahrscheinlich hat mich einfach nur die Vorstellung einer lebendigen Welt im Computer so fasziniert. Man muss sich vorstellen, das einzige, was ich damals kannte, war der C64 meines Bruders. Ein absolutes Ungetüm von großer Simplizität und gleichzeitig doch noch sehr futuristisch. Die elektronischen Spielzeuge der 80er und frühen 90er waren a) sehr klobig, b) sehr simpel und c) sehr abstrakt. Sowas kann heute jeder bessere Taschenrechner und passt auch vom Design her so natürlich in unsere Umgebung, daß man sich gar nicht großartig mit sowas beschäftigt. Für mich, der sich hauptsächlich mit Playmobil, Lego und Matchbox-Autos vergnügt hat, war das aber eine vollkommen neue Welt mit großartiger Faszination. Bei uns stand bis auf den C64 meines Bruders kein PC in der Wohnung, den C64 konnte ich nie richtig bedien und ich hatte auch nie einen PC oder eine Konsole, bis zu meinem 12. Lebensjahr, und das war dann der SNES. Der hatte aber nicht mehr den Charme des C64 und Konsorten, weil die Grafikleistung hier einfach schon zu sehr in Richtung Realismus ging. Gar nicht mehr zu vergleichen mit den früheren Pixelmännchen. Nunja, und das erklärt wahrscheinlich auch meine Faszination für Tron. Weil ich da unheimlich viel reininterpretieren konnte.
6. Das schwarze LochLangsam wird's langweilig. Wieder eines dieser Filmhörspiele von Disney, so wie Tron. Auch hier kannte ich den Film bis vor 3 Jahren nicht (besitze ihn aber inzwischen genauso wie Tron). Erstmal ist allein die Vorstellung von einem schwarzen Loch für ein Kind natürlich schon gigantisch, genauso wie Zauberer und Drachen ist es etwas gewaltiges und mysteriöses. Das interessante an diesem Hörspiel war aber auch dieses Gefühl von Leere, das wirklich spürbar wurde. Ich hatte immer das Gefühl, dieser Trostlosigkeit, die auch den Film auszeichnet. Außerdem war es auch noch eines dieser Hörspiele, die nicht auf Friede, Freude, Eierkuchen enden. Und ein besonderes Finale, das wieder soviel Interpretationsspielraum offen ließ, daß man sich stundenlang überlegen konnte, wie das jetzt wohl aussehen könnte.
7. Hui Buh, das Schloßgespenst und feuerspeiende FlammenrossDas ist ein typisches Kinderhörspiel, das wohl jedem im entsprechenden Alter gefallen wird. Hui Buh ist einfach so tollpatschig, daß man ihn nur liebhaben konnte. Hans Clarin hat das auch noch so wunderbar vertont, diese Geheule und Gejammer. Mittelalter ist sowieso immer etwas, was Kinder fasziniert und daher fiel das ganze auch auf fruchtbaren Boden bei mir. Das Flammenross hebe ich deshalb hervor, weil hier einige Dinge besonders kurios sind. Allein die Idee des Schloßgeistes, gegen einen Dampfzug als Ritter mit Spieß und Lanze antreten zu wollen, ist absolut kurios. V.a. für mich, der ich zeitlebends viel mit der Bahn zu tun hatte, war das sehr abstrus. Daß es alles nicht so klappt, wie der Pechgeist es gerne hätte, ist selbstverständlich und ich konnte immer herzlich darüber lachen.
8. Die Schatzinsel (Intercord)Die Schatzinsel ist ein absolut herausragender Roman, imho ein must read für jedes Kind. Ich glaub, es enthält alle Zutaten für eine zünftige Piratengeschichte, Intrigen, Meuterei, Kämpfe auf einer einsamen Insel und natürlich ein sagenumwobener Schatz. Halt alles, was man so erwartet. Und absolut nicht kindgerecht, wie das Pädagogik-verseuchte Zeugs, daß man sonst so aufs Auge gedrückt bekommt. Ich weiß nicht, ob ich dadurch zu einem schlechteren Menschen geworden bin, ich bezweifle es. Die Schatzinsel steht auf jeden Fall für die Phase, wo man noch von Abenteuern träumt und in der Literatur seine Entsprechung findet. Das Hörspiel, obwohl auch noch eines der Sorte "Erzähler quasselt aus einer entfernten Perspektive und an passender Stelle werden andere Sprecher eingeblendet", erfasst halt alle wichtigen Aspekte des Romans und interpretiert das ganze um. Ob das Hörspiel so herausragend ist, weiß ich nicht. Nach heutigen Maßstäben wahrscheinlich nicht mehr, die Sprecher sind vll etwas monoton und man hört, daß es aus einer sehr frühen Zeit stammt. Aber es erinnert mich halt an gewisse Dinge, darum ist es eines meiner Lieblingshörspiele.
9. Unbekannte Benjamin Blümchen FolgeDer Name ist mir entfallen. Es gab eine Folge, in der Benjamin Blümchen den Garten einer Frau hütet, deren Frösche immer weniger werden. Und Benjamin versucht mit Otto der Sache auf den Grund zu gehen, indem er die Urlaubspflege für Haus und Garten übernimmt. Dabei muss er sich auch täglich mit den Tomaten im Garten unterhalten, damit sie besser wachsen, usw.
Ich denke, Benjamin Blümchen ist als eine kindgerechte Unterhaltung immer gut gewesen. Ich hab auch viele Dinge gelernt (z.B. was ist ein Stethoskop und wozu benutzt man es) bzw. mich für neue Themen anregen lassen (ich mochte es schon immer, im Lexikon Stichwörter nachzuschlagen). Außerdem denke ich, man lernt auch viel aus diesen Hörspielen über richtiges und falsches Verhalten, ohne daß es gleich so erzwungen moralisch wirkt. An der Folge fand ich glaub ich spannend, daß sie so ein wenig gruselig war damals. Ein Krimi für Kinder: Ein nächtlicher Dieb mit verzerrter Stimme, Geistergeschichten usw. War halt was aufregendes
10. Open the DoorAndreas Fröhlich ist einer der besten Sprecher, die es in Deutschland gibt. Das ist meine unumstößlich Meinung, und allein, wenn er irgendwo mitwirkt, reißt das bereits viel heraus. Die Eragon-Hörbücher sind Quasi-Hörspiele und auch seine Einsätze in Otherland oder Pompeji peppen das ganze deutlich auf.
Aber zurück zu Open the Door. Es ist von Pandoras Play und imho ihr bestes. Das ist bei Pandoras Play nicht unbedingt ein Zeichen für besondere Qualität. Im Gegenteil, die meisten wirken trotz guter Idee irgendwie semi-professionell in der Ausführung, besonders was die Sprecher angeht. In Open the Door kommen relativ wenige zum Einsatz, die sind dann dafür recht gut. Es war auch das erste von PP, daß ich gehört habe, allein das reißt womöglich nochmal einiges heraus. Aber eben auch Andreas Fröhlich, der gewohnt famos spielt. Es zählt zur Sorte Gruselstory und ist wirklich spannend bis zum Schluß. Es außerdem eines mit sehr überraschendem Ende, und sowas liebe ich ja über alles. Wenn irgendwas am Ende der Geschichte nicht so ist, wie es lange Zeit schien. Hier ist das sehr schön gemacht, und auch der sprechertechnische Leistungsabfall gegen Ende des Hörspiels kann daher den Gesamteindruck nicht mehr trüben.
Ich denke, das sind 10 meiner wichtigsten Hörspiel-Erfahrungen. Es gibt noch weitaus mehr davon, die mich selbst nach Jahren immer wieder mal beschäftigen, aber teilweise fallen sie mir namentlich auch nicht mehr richtig ein. Die 10 genannten sind aber auf jeden Fall nicht verkehrt.